360 GRAD: Global Market Topics
Aktuelles aus der Kreditversicherungswelt kompakt im Überblick. Wir verfolgen die Entwicklungen im Versicherungsmarkt und informieren über wichtige Trends und Branchenreports.
Warenkreditversicherung
Baubranche
Die Corona-Pandemie sowie der Ukraine-Krieg haben die Lieferketten der Bauindustrie stark erschüttert. Die Baustoffknappheit sowie enorme Lieferengpässe von Baumaterial sorgten in 2021 für eine Vollbremsung im Baugewerbe. Hat die Braubranche in 2020 noch Rekordumsätze verzeichnet, prognostizieren die Branchenverbände für das kommende Jahr 2023 einen Einbruch im Wohnungsbau. Angesichts erheblicher Preissteigerungen wird es für Bauunternehmen immer schwieriger Bauvorhaben zu kalkulieren.
Textilbranche
Die Folgen der Corona-Krise sind in der Textilindustrie noch immer spürbar. Die Verschlechterung der Konjunktur wird zu einem Rückgang der Konsumausgaben für Mode um 4,85 Mrd. EUR im Jahr 2022 führen. Insbesondere in Italien und Deutschland rechnet die Branche mit den größten Rückgängen. Trotz der Lockerungen der Corona-Maßnahmen sind die Konsumausgaben im stationären Einzelhandel zurückhaltend. Nicht zuletzt hat der Ukraine-Krieg das Konsumverhalten der Verbraucher maßbeglich beeinflusst. Der E-Commerce ist weiterhin auf dem Erfolgskurs. Die Online-Händler profitieren weiterhin von dem enormen Aufschwung aus der Pandemie. Neben der ganzheitlichen Aufgabe der Digitalisierung gehört der Strukturwandel - neue Vertriebskanäle und die Veränderung der Konsummuster (Second-Hand, nachhaltige Produkte) zu der größten Herausforderung der Textilindustrie. Die Kreditversicherer gehen von erhöhten Insolvenzrisiken in den Jahren 2022 und 2023 aus.
Quellen: https://www.allianz-trade.de/wissen/wirtschafts-news/kommt-der-modeeinzelhandel-aus-der-mode.html, https://www.textilwirtschaft.de/ und https://www.mckinsey.com/de/news/presse/2021-12-02-state-of-fashion-2022
Allianz Trade sieht hohe Transport- und Energiekosten als Hauptrisiken für deutsche Unternehmen
Die Ergebnisse der großen Exportumfrage des Kreditversicherers Allianz Trade sind beunruhigend. Deutsche Exportunternehmen sehen sich im Wesentlichen mit steigenden Transport- und Energiekosten als Hauptrisiken für 2022 konfrontiert. Durch den Ukraine-Konflikts wächst die Sorge um ansteigende Zahlungsausfälle und Störungen der Lieferketten. „Fest steht: 2022 wird für den Welthandel eher eine Achterbahnfahrt und kein erneuter Höhenflug wie 2021“, sagt Ana Boata, Leiterin Economic Research bei Allianz Trade.
KOMMENTAR
Angesichts der Entwicklungen in den genannten Brachen rechnen wir als Spezialmakler mit einem kurzfristigen Anstieg des Prämienniveaus. Die Kreditversicherer reagieren damit auf das veränderte Marktumfeld. Die aktuelle Bereitschaft Limitsummen zu zeichnen, ist aus unserer Sicht positiv zu bewerten. Eine mögliche Herausforderung stellt die Absicherung von Kumulrisiken dar. Hier kommt es partiell zu Kapazitätsengpässen bei den Anbietern.
Vertrauensschadenversicherung
Neben den wirtschaftskriminellen Handlungen in Unternehmen durch eigene Mitarbeiter oder vertraute Geschäftspartner, nimmt die organisierten Cyberkriminalität weiterhin rasant zu. Laut einer Bitkom-Studie sind 9 von 10 Unternehmen von Kriminalität aus dem Netz betroffen.
Während der Corona-Pandemie haben sich Unternehmen verstärkt mit der Digitalisierung von Arbeitsprozessen, dem mobilen Arbeiten sowie der Automatisierung von Aufgaben auseinandergesetzt und gewisse IT-Sicherheitsstandards installiert. Dennoch bietet auch das sicherste IT-System keinen 100%-Schutz. Digitale Datenströme implizieren potenzielle Schäden durch gezielte Hacker-Angriffe und Computerbetrüger.
Viele Kreditversicherer reagieren stetig auf die steigenden Gefahren der Cyberkriminalität und erweitern ihre Produkte zur Absicherung von klassischen Vertrauensschäden (Vermögensschäden, die von Betriebsangehörigen und anderen Vertrauenspersonen vorsätzlich verursacht werden), durch entsprechende Cyberrisiken.
Quelle: https://www.eulerhermes.de/wissen/webinare/2022-03-17-download-webinar-e-crime.html und https://www.bitkom.org/Presse/Presseinformation/Angriffsziel-deutsche-Wirtschaft-mehr-als-220-Milliarden-Euro-Schaden-pro-Jahr
KOMMENTAR
Unsere jüngsten Erfahrungen aus dem Markt zeigen, dass die Versicherer über ausreichend Kapazitäten für Absicherungen verfügen. Die Prämien im Bereich der Vertrauensschadenversicherung sind unverändert stabil.